Der Mann kann offenbar tun und lassen was er will. Die Medien folgen ihm blind. Die Rede ist von Barack Obama, dem designierten US-Präsidenten.
Den Wahlkampf führte er unter dem Motto „change“. Die Medien jubelten. Endlich jemand, der mit dem Establishment bricht, für ein sozial gerechteres Amerika kämpft, ein Irakkriegs-Gegner etc., etc. Jetzt, nach den Wahlen, besetzt Obama die Regierungsstellen: Handelsminister wird Bill Richardson, Gouverneur von New Mexiko, Teil des Establishments. Als Aussenministerin amtet künftig Hillary Clinton, Inbegriff des Establishments und Irakkriegs-Befürworterin. Verteidigungsminister ist bzw. bleibt Robert Gates; bereits der verhasste Noch-Präsident Bush hat ihm für die Regelung der Probleme im Irak das Vertrauen geschenkt. „Change“? Ja, aber wohl vor allem bei Obama selbst. Immerhin etwas bleibt gleich: Der bedingungslose Jubel des Medien-Mainstreams. Obama handle pragmatisch. Was jetzt? „Change“ durch Bruch mit den Oberen oder Pragmatismus durch Einbindung der Oberen?
Wenn sich Journalisten freiwillig zu Schreibtisch-Soldaten der Obamania degradieren, sollte man sich an einen Mann erinnern, der „change“ nicht nur als Wahlkampf-Schlager brauchte, sondern ihn auch praktizierte: Der 40. US-Präsident Ronald Reagan.
Das Ende seiner Amtszeit ist 20 Jahre her. Der linksliberale Mainstream hasst Reagan. Nicht nur weil er konservativ war, sondern – vor allem – weil er überaus erfolgreich war. Er strafte linke Rezepte über 8 Jahre Lügen. Die UdSSR kapitulierte, auch dank Reagan. Dieser griff aber nicht – wie es das linke Mantra gebieten würde – zur Kuschel-Diplomatie, sondern zu einer Politik der Stärke. Er rüstete militärisch auf und bezeichnete die UdSSR als „evil empire“. Seine Steuersenkungen halfen mit, den Wirtschaftsboom der 90er-Jahre auszulösen. Die Wirksamkeitsmängel des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaates wurden unter seiner Ägide kompromisslos entlarvt. Er zeigte der Welt, dass Patriotismus und Wertkonservativismus keine Relikte sind, sondern notwendige Ergänzungen und Korrektive in einer offenen Gesellschaft. Ein Gedanke, der gerade in Zeiten der Exzesse in der Finanzbranche besondere Bedeutung hat. Unter der Ära Reagan brach in den USA die sozialdemokratische Meinungshegemonie zusammen. Europa krankt noch heute an ihr.
Man kann unseren Journalisten nicht verbieten, Obama in alle Höhen zu heben, noch bevor er den ersten Arbeitstag als Präsident hinter sich hat. Aber man darf ihnen vorwerfen, dass sie ihre ideologischen Barrieren nicht zu überwinden vermögen. Was bei Reagan auch nicht ganz einfach ist. Denn er sprach Klartext. Eine kleine Kostprobe zum Schluss: „Die zwölf furchterregendsten Wörter der englischen Sprache sind: ‚Hi, ich bin von der Regierung und komme, um Ihnen zu helfen!'“