Als „Kultur des Spektakels“ geisselt der peruanisch-spanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa die heutige westliche Kultur. Der Hang zu Boulevard, Bildern und Banalitäten, die Dominanz des Konsums, die Massstablosigkeit und der Zwang zum Spektakel sind ihm zufolge Kennzeichen unserer Gesellschaft, welche damit die Fundamente ihrer Hochkultur untergräbt.
Mit Blick auf die Produkte zeitgenössischer Kunst lässt sich Vargas Llosas Analyse kaum als Schwarzmalerei abtun. Die Trivialisierung der Kultur beschränkt sich indes nicht auf die Kunst, längst ist auch die Politik davon erfasst. Das gilt für Magistraten, die mehr mit ihrem Privatleben anstatt mit politischen Leistungen Schlagzeilen machen, ebenso wie für Nichtregierungsorganisationen. Namentlich der Aktivismus von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace wird heute vom „Zwang zum Spektakel“ geprägt, was Aufmerksamkeit und sprudelnde Spendeneinnahmen garantiert. So enterten Greenpeace-Aktivisten eine Bohrinsel des russischen Rohstoffkonzerns Gazprom in der Arktis, um gegen die dortigen Ölbohrungen demonstrieren – und wurden gefasst. Nun spielt dieselbe Umweltorganisation, die ihre Schäfchen zuvor auf diese dreiste Mission geschickt hat, angesichts des – absehbaren – harten Vorgehens der russischen Behörden die Mitleidskarte: Zynismus auf höchstem Niveau.
Der Zwang zum Spektakel scheint für Greenpeace auch in der Schweiz zu gelten: Beim Fussball-Highlight zwischen dem FC Basel und dem deutschen Club FC Schalke 04, der von Gazprom gesponsert wird, konnten Greenpeace-Aktivisten medienwirksam ein riesiges Plakat gegen die Ölbohrungen von Gazprom ausrollen. Ihren Kopf für diese unrechtmässige Aktion hinhalten müssen derweil andere: Vom Europäischen Fussballverband mit einer Busse von umgerechnet rund Fr. 37´000 bestraft wurde der FC Basel.
Selbstvermarktung droht zum Selbstzweck zu werden, und das Spektakel liefert den Treibstoff dazu. Laut dem PR-Experten Klaus Stöhlker haben Umweltorganisationen wie Greenpeace in der Kommunikation inzwischen einen extrem hohen Grad an Professionalisierung erreicht.
Natürlich ist Umweltschutz ein berechtigtes Anliegen und womöglich gelingt es Greenpeace sogar, mit den spektakulären Aktionen am Rande oder ausserhalb der Legalität Widerstand gegen Ölbohrungen in der Arktis zu mobilisieren. Doch ein Verweis auf einen noblen Zweck kann nicht bereits Grund genug sein, die Einhaltung der Rechtsordnung zur Nebensache verkommen zu lassen. Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel. Glaubwürdig Unrecht anprangern kann nur, wer selbst im Recht